«Marx sagt, die Revolutionen sind die Lokomotiven der Weltgeschichte. Aber vielleicht ist dem gänzlich anders. Vielleicht sind die Revolutionen der Griff des in diesem Zug reisenden Menschengeschlechts nach der Notbremse.»
– Walter Benjamin, ca. 1940, bevor er auf der Flucht vor den Nazis Selbstmord beging
Im Grossen und Ganzen ist es ok. Wir sind noch immer in Bewegung, kommen voran – sind noch nicht stehengeblieben. Die Maschine dampft weiter, der Zug in voller Fahrt. Die Räder rotieren, die Menschen auch. Im Grossen und Ganzen ist es ok.
Trotzdem bleibt ein Gefühl, ein kleines Unbehagen, das sich nicht unterdrücken lässt – sich jedes Mal vehementer wieder bemerkbar macht. Während die Tage verstreichen, wir unsere Arbeitskraft verkaufen, Miete zahlen, uns Begegnungen wünschen und zum Joggen zwingen – weil es doch gesund ist – uns täglich neu erfinden, mit dem Sauerteig im Kühlschrank, frischem Bananenbrot im Ofen, Yoga auf dem Bettvorleger, da bleibt ein hartnäckiges Gefühl. Es ist dumpf, nicht wirklich fassbar, aber deutlich präsent: Etwas mit der Welt ist nicht in Ordnung.
Anhalten.
Auf einer inneren Bühne treten alle Argumente und bisherigen Erfahrungen – scheinbar der ganzen Menschheit – nacheinander auf und führen ihre Positionen vor, verwickeln sich in Widersprüche, bis ein grosser nihilistischer Besen sie alle vom Parkett jagt. Im Labyrinth aus etablierten Wertvorstellungen und Konventionen, die mit den eigenen Bedürfnissen und Ansichten kollidieren, ist es schwierig sich zu orientieren. Wie gelähmt treiben wir in den immer selben Bahnen, einzeln verloren, kollektiv überfordert.
Weiter.
Das Gefühl bleibt bestehen und sagt auch nach all den Argumenten, die ihm entgegen gebracht worden sind: Wir können nicht weiterfahren wie gewohnt, alles hinnehmen und zuschauen. Wir wollen die Notbremse ziehen – wo aber befindet sich dieses verflixte Ding?
Dass sich die Gesellschaft jeder Kontrolle entzieht, als undurchschaubares Ungetüm daherkommt, ist heute zum Selbstverständnis geworden und damit scheint auch die Notbremse verschwunden zu sein.
Weiter?
Zeichnen heisst für uns, einer Sache auf den Grund zu gehen und diesem diffusen Gefühl eine Form zu geben. In dieser Ausgabe haben 26 Zeichner*innen sich mit dem Fragenkomplex um eine gesellschaftliche Notbremse auseinandergesetzt. Es ist der Anstoss zu einem kollektiven Denkprozess, einem Aufspüren der Notbremse, das hier seinen Anfang nimmt.
Auflage: 500 Expl.
Umfang: 132 Seiten
Format: 282 x 375 mm
Druck: Offset 4/4-farbig Skala
Umschlag: LuxoArt Silk, weiss, halbmattgestrichen, 400 g/m2
Inhalt: Werkdruck 1.8, weiss, 80 g/m2
Michaela Ziegler / Stefan Gartmann und Aline Schoch / Trix Brechbühl / Vanessa Hatzky / Lilian Loos / Leonie Rösler / Sophie Benvenuti / Eva Meister / Mirta Lepori / Lukas Fuchs / Andrea Bieri / Anna Schmid / Anja Meier / Carlo Ruzzo / Iris Weidmann / Nastasja Schefter / Cynthia Häfliger / Claudio Näf / Jana Siegmund / Maj Lisa Dörig / Line Rime
Verein zur Entwicklung des Magazins
Die Notbremse
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6005 Luzern
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